Lieber Herr Mauthe, fast zwei Monate ist es her, dass die Covid-19-Pandemie alles, was vorher war, gewaltig durcheinandergewirbelt hat. Wie ist die AGCS damit umgegangen?
Was waren die größten Herausforderungen?
Wie verläuft aus Ihrer Sicht die Interaktion mit den Kunden und Maklern?
Die Interaktion mit Kunden und Maklern lief seit Beginn der Krise uneingeschränkt weiter und ist nie abgebrochen. Covid-19 hat an unserem engen Verhältnis überhaupt nichts verändert. Im Gegenteil: Mitunter war der Umgang schneller, unbürokratischer und problemloser als vor der Krise. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen.
Wir sind uns der besonderen Lage unserer Kunden und möglicher Einflüsse auf die betrieblichen Abläufe natürlich sehr bewusst. Ich kann nur sagen, dass wir in den vergangenen Wochen einen sehr professionellen und ergebnisorientierten Umgang aller Marktteilnehmer mit der Situation erlebt haben. Jeder hat sich an die vereinbarten Verantwortlichkeiten und Pflichten gehalten. Generell bleiben wir bei unserem Credo, dass wir bei allem, was wir tun, nie mit der Gießkanne vorgehen. Deshalb ist auch eine pauschale Bezugnahme auf Coronakrisen-bedingte Abweichungen von den üblichen Prozessen, Obliegenheiten oder Meldefristen aus unserer Sicht schwierig, da sich die Vorgänge letztlich nur unter Würdigung des Einzelfalles beurteilen lassen. Auch in dieser besonderen Situation ist es uns wichtig, den konkreten Einzelfall zu betrachten, um gemeinsam mit Kunden und Maklern zu Lösungen zu kommen, die einerseits die konkrete Situation des betroffenen Unternehmens angemessen berücksichtigen, andererseits aber die in der Behandlung der Versichertengemeinschaft notwendige Objektivität, Einheitlichkeit und Gerechtigkeit weiterhin zur Anwendung zu bringen.
Welche Auswirkungen hat die Krise für die AGCS?
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind natürlich enorm – für die Versicherungsindustrie im Allgemeinen, aber auch für die AGCS im Speziellen. Wir hatten ja schon vor dem Ausbruch mit einer sehr hohen Schadenbelastung zu kämpfen. Die bisherigen Covid-19-bedingten Schäden haben unsere Combined Ratio im ersten Quartal auf 117,5% gedrückt. In besonderem Maße sind wir als einer der weltweit größten Entertainment-Versicherer durch die Absage oder Verschiebung von Filmproduktionen und Veranstaltungen betroffen. Allein in CEE haben wir rund 100 Schadenfälle zu verzeichnen. Darüber hinaus sehen wir auch einige kleinere Exponierungen in Property oder MidCorp. Und trotzdem muss man froh und stolz sein, dass die Allianz die Krise bisher vergleichsweise gut gemeistert hat.
Sorgen bereitet uns weiterhin die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Maschinen und Fabriken. Weltweit wurden in Folge der Coronavirus-Pandemie Unternehmen auf der ganzen Welt vorübergehend geschlossen. Die Wiederherstellung des Betriebs in einer Anlage, die länger stillgelegt oder leer stand, stellt eine Reihe von Herausforderungen bei der Schadenverhütung dar. Erste Schäden sind bereits eingetreten. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, die Maßgaben unserer Risikoberater zu beachten, die eine gute Übersicht zur Wiederinbetriebnahme von Produktionsstätten erstellt haben:
Welche Bedeutung hat die Corona-Krise für die Versicherungsindustrie insgesamt?
Welche „positiven“ Erfahrungen nehmen Sie aus der Krise mit und wie sieht die Rückkehr zur Normalität aus?
Die Allianz hat sich in der Corona-Krise als stabiles und fortschrittliches Unternehmen mit einer gut funktionierenden IT bewiesen, die für ihre Kunden und Geschäftspartner da war. Und unsere Mitarbeiter haben sich mit großem persönlichen Einsatz, mit Professionalität und mit einem Schuss Kreativität das Home-Office zum Arbeitsplatz gemacht. Ich wünsche mir, dass wir uns diesen Fortschritt für die neue Normalität in den kommenden Monaten bewahren und aus der Krise auch Stärken gewinnen. Die Interaktion mit den Maklern und Kunden hat, wie gesagt, hervorragend funktioniert und gezeigt, dass Präsenz-Meetings mit langen Reisen nicht immer nötig sind. Auch unsere Kundenveranstaltung im Juli, der AGCS RisikoDialog, wird beispielsweise dieses Jahr digital stattfinden. Trotzdem freue ich mich schon jetzt sehr darauf Sie, unsere Kunden und Maklerpartner, hoffentlich bald auch wieder persönlich sehen und treffen zu können.
Mitte Mai haben wir in der AGCS nun damit begonnen, die erste Welle unserer Kolleginnen und Kollegen unter Berücksichtigung weitreichender Social Distancing-Regeln und dem Ausschluss medizinischer Risikogruppen zurück ins Büro zu holen. Dies sind aktuell knapp 15 % der Mitarbeiter in Deutschland. Die zweite Welle wird bis zu 50% der Belegschaft ausmachen und frühestens vier Wochen nach der ersten Welle in die Büros zurückkehren. In der dritten Welle wird die Belegschaft wieder auf 100% anwachsen – alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass das Virus sich nicht wieder stärker ausbreitet und wir alle gesund bleiben. Und genau das wünsche ich auch unseren Kunden und Maklern.