„...aus der Krise auch Stärken gewinnen“

Gespräch mit Hans-Jörg Mauthe, CEO der AGCS Central & Eastern Europe

25. Mai 2020

Hans-Jörg Mauthe, CEO der AGCS CEE
Wir haben – wie viele andere Unternehmen auch – herausfordernde Wochen hinter uns. Anfang März haben wir alle unsere Mitarbeiter sozusagen von heute auf morgen ins Home-Office geschickt, viele Präsenzmeetings auf digitale Meetingformate umgestellt und seitdem werden aus den Arbeits- und Wohnzimmern der Mitarbeiter die Schäden unserer Kunden bearbeitet und Renewals vorbereitet. Das war und ist eine große Aufgabe, die unsere Kolleginnen und Kollegen aus meiner Sicht aber hervorragend meistern. Auch unsere Kunden bestätigen das. Es gibt wenig Verzögerungen in den Prozessen und der hohe Service-Standard der AGCS bei der Schadenbearbeitung konnte weitestgehend aufrechterhalten werden. Ohne Zweifel kam uns hierbei das sehr enge Verhältnis zu Kunden und Maklern entgegen, das wir seit Jahrzehnten pflegen. Wenn man sich gut kennt, muss man sich nicht unbedingt im Meeting-Raum persönlich gegenübersitzen. Besprechungen per Videokonferenz zwischen Key Account Managern und Maklern klappen zum Beispiel sehr gut. 
Größere Herausforderungen bereitete uns während der Covid-19-Pandemie vor allem die Bearbeitung von Großschäden. Hier haben wir für unsere Schadenregulierer ein Trainingskonzept entwickelt, wie man Abstimmungen und Verhandlungen im nun virtuellen Umfeld mit externen Anspruchsstellern führen kann.  Kreative Lösungen haben wir zudem als Ersatz für die aktuell nicht möglichen Standortbesuche unserer Risikoberater gefunden. Wir haben hier per Telefon- oder Videokonferenz die aktuelle Gebäudesituation diskutiert und Verbesserungsmaßnahmen empfohlen. Außerdem setzen wir immer öfter Remote-Monitoring-Tools ein, wie MirrorMe. Dadurch können über Fotos und Videos Fern-Risikobewertungen von Fabriken oder Gebäuden durchgeführt werden.

Die Interaktion mit Kunden und Maklern lief seit Beginn der Krise uneingeschränkt weiter und ist nie abgebrochen. Covid-19 hat an unserem engen Verhältnis überhaupt nichts verändert. Im Gegenteil: Mitunter war der Umgang schneller, unbürokratischer und problemloser als vor der Krise. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Wir sind uns der besonderen Lage unserer Kunden und möglicher Einflüsse auf die betrieblichen Abläufe natürlich sehr bewusst. Ich kann nur sagen, dass wir in den vergangenen Wochen einen sehr professionellen und ergebnisorientierten Umgang aller Marktteilnehmer mit der Situation  erlebt haben. Jeder hat sich an die vereinbarten Verantwortlichkeiten und Pflichten gehalten. Generell bleiben wir bei unserem Credo, dass wir bei allem, was wir tun, nie mit der Gießkanne vorgehen. Deshalb ist auch eine pauschale Bezugnahme auf Coronakrisen-bedingte Abweichungen von den üblichen Prozessen, Obliegenheiten oder Meldefristen aus unserer Sicht schwierig, da sich die Vorgänge letztlich nur unter Würdigung des Einzelfalles beurteilen lassen. Auch in dieser besonderen Situation ist es uns wichtig, den konkreten Einzelfall zu betrachten, um gemeinsam mit Kunden und Maklern zu Lösungen zu kommen, die einerseits die konkrete Situation des betroffenen Unternehmens angemessen berücksichtigen, andererseits aber die in der Behandlung der Versichertengemeinschaft notwendige Objektivität, Einheitlichkeit und Gerechtigkeit weiterhin zur Anwendung zu bringen. 

Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind natürlich enorm – für die Versicherungsindustrie im Allgemeinen, aber auch für die AGCS im Speziellen. Wir hatten ja schon vor dem Ausbruch mit einer sehr hohen Schadenbelastung zu kämpfen. Die bisherigen Covid-19-bedingten Schäden haben unsere Combined Ratio im ersten Quartal auf 117,5% gedrückt. In besonderem Maße sind wir als einer der weltweit größten Entertainment-Versicherer durch die Absage oder Verschiebung von Filmproduktionen und Veranstaltungen betroffen. Allein in CEE haben wir rund 100 Schadenfälle zu verzeichnen. Darüber hinaus sehen wir auch einige kleinere Exponierungen in Property oder MidCorp. Und trotzdem muss man froh und stolz sein, dass die Allianz die Krise bisher vergleichsweise gut gemeistert hat.

Sorgen bereitet uns weiterhin die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Maschinen und Fabriken. Weltweit wurden in Folge der Coronavirus-Pandemie Unternehmen auf der ganzen Welt vorübergehend geschlossen. Die Wiederherstellung des Betriebs in einer Anlage, die länger stillgelegt oder leer stand, stellt eine Reihe von Herausforderungen bei der Schadenverhütung dar. Erste Schäden sind bereits eingetreten. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, die Maßgaben unserer Risikoberater zu beachten, die eine gute Übersicht zur Wiederinbetriebnahme von Produktionsstätten erstellt haben:

Insgesamt wird die Covid-19-Pandemie die Industrieversicherer in den genannten Bereichen mit einer enormen Schadenbelastung treffen. Grundsätzlich übersteigen aber solche Katastrophenereignisse die finanziellen Ressourcen der privaten Versicherungswirtschaft, wie auch die Möglichkeiten des strategischen Risikomanagements auf Seiten der Unternehmen. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es der Versicherungsbranche mit intelligenten Lösungen wie Versicherungs-Pools immer wieder gelungen ist, die Grenzen der Versicherbarkeit zu verschieben. Auch für die Covid-19-Pandemie fordern immer mehr Akteure – darunter auch FERMA als Vereinigung der europäischen Risikomanager – eine solche Poollösung. Die EU-Versicherungsbehörde Eiopa hält zudem staatliche Unterstützung für einen finanziellen Schutz vor künftigen Pandemien für unerlässlich. Eine solche Public-Private-Partnership von privater Versicherungswirtschaft und staatlichen Akteuren wäre tatsächlich ein nachhaltiges Konstrukt für eine Pandemie-Risikodeckung. Die Allianz-Gruppe arbeitet bereits aktiv mit anderen europäischen Versicherern an der Entwicklung eines solchen Konzeptes. Die nahe Zukunft wird zeigen, wohin die Reise gehen wird. 

Die Allianz hat sich in der Corona-Krise als stabiles und fortschrittliches Unternehmen mit einer gut funktionierenden IT bewiesen, die für ihre Kunden und Geschäftspartner da war. Und unsere Mitarbeiter haben sich mit großem persönlichen Einsatz, mit Professionalität und mit einem Schuss Kreativität das Home-Office zum Arbeitsplatz gemacht. Ich wünsche mir, dass wir uns diesen Fortschritt für die neue Normalität in den kommenden Monaten bewahren und aus der Krise auch Stärken gewinnen. Die Interaktion mit den Maklern und Kunden hat, wie gesagt, hervorragend funktioniert und gezeigt, dass Präsenz-Meetings mit langen Reisen nicht immer nötig sind. Auch unsere Kundenveranstaltung im Juli, der AGCS RisikoDialog,  wird beispielsweise dieses Jahr digital stattfinden. Trotzdem freue ich mich schon jetzt sehr darauf Sie, unsere Kunden und Maklerpartner, hoffentlich bald auch wieder persönlich sehen und treffen zu können.

Mitte Mai haben wir in der AGCS nun damit begonnen, die erste Welle unserer Kolleginnen und Kollegen unter Berücksichtigung weitreichender Social Distancing-Regeln und dem Ausschluss medizinischer Risikogruppen zurück ins Büro zu holen. Dies sind aktuell knapp 15 % der Mitarbeiter in Deutschland. Die zweite Welle wird bis zu 50% der Belegschaft ausmachen und frühestens vier Wochen nach der ersten Welle in die Büros zurückkehren. In der dritten Welle wird die Belegschaft wieder auf 100% anwachsen – alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass das Virus sich nicht wieder stärker ausbreitet und wir alle gesund bleiben. Und genau das wünsche ich auch unseren Kunden und Maklern.

Daniel Aschoff, Regional Head of Communications, AGCS CEE.
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