„Wir stehen in dieser schwierigen Zeit an der Seite unserer Kunden“

Interview | 19. Juli 2021

Bei den schweren Unwettern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz handelt es sich um eine der größten Unwetterkatastrophen der Nachkriegszeit in Deutschland. Bereits mehr als 150 Menschen starben. Obwohl die Rettungsmaßnahmen noch voll im Gange waren, lag die Zahl der Toten bereits deutlich höher als beim sogenannten Jahrhunderthochwasser des Jahres 2002, bei dem in Deutschland 21 Menschen starben. Auch Industriebetriebe sind betroffen.

Die AGCS-Schaden-Experten Michael SpechtLars Fischermann und Norbert Fassbender sind im Dauereinsatz, um unseren Kunden zu helfen.

Lieber Herr Specht, wie ist die aktuelle Lage in den Hochwassergebieten in Westdeutschland?

Michael Specht: Aktuell noch sehr unübersichtlich. Viele Zufahrtsstraßen sind nicht befahrbar, so dass wir bisher nicht alle Kunden vor Ort besuchen konnten. Wir wissen aber bereits, dass einige Kunden von uns betroffen sind.

 

Waren Sie teilweise auch schon vor Ort?

Lars Fischermann: Ich war bereits am Donnerstag bei einem Betrieb im Bergischen Land, dessen komplette Betriebsstätte überflutet ist. Wir konnten mit ersten Sofortmaßnahmen unterstützen.

 

Was sind das konkret für Maßnahmen?

Michael Specht: In dieser Phase müssen die ersten Aktivitäten zur Schadenminderung sehr schnell anlaufen. Zunächst ist natürlich wichtig, die elektronische Versorgung abzuschalten und Ablaufen von schadstoffhaltigen Flüssigkeiten zu vermeiden, damit eventuelle Schwermetalle oder Öle nicht ins Grundwasser gelangen. Wichtig ist ebenso die Sicherung/Auslagerung wichtiger Gegenstände sowie die Konservierung von Maschinen und  Produktionsanlagen. Wichtige Dokumente, die sich unter Umständen in der Betriebsstätte befinden,  sind ebenfalls durch geeignete Maßnahmen zu sichern.

Zeitnah erfolgt dann, sobald es die Gegebenheiten erlauben, die Schadenaufnahme sowie die Begehungen mit dem Sachverständigen. und erste Trocknungsmaßnahmen in den Produktionshallen. Das alles ist natürlich nur ein grober Überblick, man muss immer die individuelle Situation des Kunden berücksichtigen.

 

Wie unterstützen Sie sonst noch?

Michael Specht: In erster Linie stehen wir in dieser schwierigen Situation an der Seite unserer Kunden. Wir helfen dabei zu priorisieren und zu beraten. Mitunter ist der Betriebsleiter völlig am Boden und dann steht plötzlich das Umweltamt vor der Tür und will wissen, was man gegen eine eventuelle Umweltverschmutzung unternimmt. Da helfen wir natürlich auch. Falls erforderlich werden auch andere Versicherungen (z.B. eine Umwelthaftpflichtversicherung) an den Tisch geholt.

 

Waren die Unternehmen auf das Hochwasser nicht vorbereitet?

Norbert Fassbender: Wenn man sich mit den Leuten vor Ort unterhält, dann sagen alle, dass sie ein solches Hochwasser seit über 40 Jahren nicht erlebt haben. Teilweise wurden die Pegelstände um das doppelte des bisherigen Höchststandes überschritten. Darauf kann man sich trotz aller Schutzvorkehrungen kaum vorbereiten.

 

Was ist die große Herausforderung für Sie in dieser Situation?

Lars Fischermann: Die Herausforderung ist, dass wir es nicht mit punktuellen, sondern flächendeckenden Schäden zu tun haben. Deshalb ist der Bedarf an externen Sachverständigen und Sanierern natürlich enorm. Wir müssen hier schnell sein, um  die knappen Ressourcen für unsere Kunden zu sichern.

 

Wie geht’s weiter?

Norbert Fassbender: Wir werden sukzessive alle Betriebsstätten begutachten.