Flutkatastrophe: Neue Anforderungen an Risikovorsorge

Artikel | 21. Juli 2021

Der verheerende Hochwasser-Katastrophe in Deutschland, Belgien, Österreich und den Niederlanden stellen auch an Unternehmen außerhalb ausgewiesener Hochwassergebiete neue Anforderungen an die Risikovorsorge.

Thomas Heintz, Risiko-Ingenieur der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), spricht sich für einen Notfall-Basisplan aus und erklärt, welche Maßnahmen beim Wiederaufbau beachtet werden sollten.

Die Flutkatastrophe in Teilen Westdeutschland mit Sturzfluten, die innerhalb weniger Stunden aufgrund von extremem Regen entstanden sind, stellen auch an Unternehmen außerhalb ausgewiesener Hochwassergebiete neue Anforderungen an die Risikovorsorge. „Das Schadenbild zeigt, dass auch Unternehmen außerhalb größerer Gefahrenzonen, aber in der Nähe von kleinen Flüssen oder gar Bächen von massiven Überschwemmungen betroffen sein können“, sagt Thomas Heintz, der bei der AGCS als Ingenieur für vorbeugende Schadenverhütung tätig ist. Um auf derartige Naturereignisse künftig vorbereitet zu sein, empfiehlt der Risiko-Berater auch für Unternehmen in diesen Lagen, einen Hochwasser-Notfallplan anzufertigen, um Schadenpotentiale zu verringern. „Die aktuellen Ereignisse zeigen, wie wichtig es zudem ist, sich im Vorfeld bereits über eine Betriebsfortführungsplanung Gedanken zu machen“, sagt Heintz.
Konkret sollten in dem Plan notwendigen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten im Notfall aufgeführt sein und Listen zu Schadensanierern und den wichtigsten Maschinen-Herstellern hinterlegt sein. Auch Kontaktdaten für Versorgungstechnikunternehmen sollte dieser Basisplan enthalten. Es sollte Klarheit darüber herrschen, wohin man im Notfall sehr schnell wichtige Güter, Anlagen oder Unterlagen in höhere Orte verlagern kann und wie alternative Zufahrtsmöglichkeiten aussehen könnten. Auch temporäre Ausweichmöglichkeiten für die Fertigung, entweder firmenintern oder über Lohnfertigung durch externe Anbieter, sollten berücksichtigt sein.
Auch nach dem Hochwasser ist die Gefahr keineswegs zu unterschätzen. „Eine Überschwemmung ist immer eine außergewöhnliche Situation, die mit erhöhten Gefahren bei der Wiederinbetriebnahme einhergeht“, weiß Thomas Heintz. So müssen Maschinen und Einrichtungen – vordringlich hochwertige und produktionswichtige Anlagen – sehr umfassend gereinigt und getrocknet werden. Vor allem elektrische Anlagen sollten vor der Zuschaltung untersucht und bei Bedarf instandgesetzt werden, um Kurzschlüsse und in der Folge Entzündungen zu verhindern. Auch jeglicher Unrat von inneren und äußeren Bodeneinläufen, Ablaufrinnen, Fallrohren und Auffangbecken muss entfernt werden. „Letztlich gilt es die Sicherheitstechnik schnellstmöglich wieder in den Betrieb zu nehmen und Zündquellen auszuschließen, um nicht die nächste Katastrophe nach der Katastrophe in Form eines Feuers zu erleben.“
Thomas Heintz, Risiko-Ingenieur bei AGCS
Im Bestreben, Unternehmen bei der Minimierung von hochwasserbedingten Schäden zu helfen, hat Allianz Risk Consulting eine Checkliste entwickelt, welche vor, während und nach einem Hochwasserereignis abgearbeitet werden sollte.