- Unternehmen sehen sich zunehmend mit den negativen Folgen der Verknappung natürlicher Ressourcen konfrontiert.
- Rohstoffknappheit, Regulierungsmaßnahmen oder wachsender gesellschaftlicher Druck können zu Kostensteigerungen, Haftungsansprüchen oder Betriebsstörungen führen.
- Branchenanalyse von mehr als 2.500 Unternehmen zeigt: Öl- und Gasindustrie, Bergbau, Lebensmittelbranche- und Transportsektor sind besonders hohen Naturkapitalrisiken ausgesetzt. Telekommunikationsunternehmen sind am geringsten betroffen.
- Unternehmen müssen Abhängigkeit von und Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf den Verbrauch natürlicher Ressourcen systematisch messen und managen.
Saubere Luft, frisches Wasser oder ein funktionierendes Ökosystem sind für Unternehmen einerseits unabdingbar, andererseits massiv gefährdet. Die Folgen der Verknappung natürlicher Ressourcen– dem sogenannten Naturkapital – beschränken sich jedoch nicht nur auf direkte Umweltschäden. Wenn wichtige Ressourcen knapp werden, Regulierungsbehörden eingreifen und einzelne gesellschaftliche Gruppen oder die breite Öffentlichkeit gegen Geschäftspraktiken protestieren, dann drohen Unternehmen höhere Kosten sowie Haftungsforderungen und Betriebsstörungen, die ihren Gewinn aufzehren und ihre Geschäftsmodelle in Frage stellen können. Besonders hohen Naturkapitalrisiken sind die Öl- und Gasindustrie, der Bergbau, die Lebensmittelbranche und der Transportsektor ausgesetzt. Dies sind die Ergebnisse der neuen Studie „Measuring and Managing Environmental Exposure: A Business Sector Analysis of Natural Capital Risk” der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS).
„Weltweit sehen sich Unternehmen zunehmend mit den negativen Folgen der Vernichtung von Naturkapital konfrontiert“, erläutert Chris Bonnet, Manager Environmental, Social and Governance (ESG) Business Services bei AGCS. „Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen wird den künftigen Erfolg von Unternehmen entscheidend mitbestimmen. Zwar steigt das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Doch viele Unternehmen verstehen noch zu wenig, welchen Naturkapitalrisiken sie ausgesetzt sind, wie sich diese auf ihren Geschäftserfolg auswirken und wie sie beitragen können, natürliche Ressourcen besser zu managen.“
Besonders gefährdete Branchen
In der neuen Studie analysiert die AGCS Daten des Research-Anbieters MSCI ESG Research zu mehr als 2.500 Unternehmen, um die Naturkapitalrisiken für zwölf Branchen zu bewerten. Dabei werden fünf Faktoren berücksichtigt: Biodiversität, Treibhausgasemission, andere Emissionen, Wasser und Abfallstoffe. Das Ergebnis ist: In den Branchen Öl und Gas, Bergbau, Lebensmittel und Transport sind die jeweils drohenden Naturkapitalrisiken im Durchschnitt höher als die derzeit eingesetzten Möglichkeiten der Risikobegrenzung. Diese Branchen befinden sich damit in der „Gefahrenzone“.
Die hohen Naturkapitalrisiken in der Öl- und Gasindustrie und im Bergbau liegen oftmals in der Natur des Geschäfts begründet. Zum Beispiel stammen über 90 Prozent des weltweit abgebauten Eisenerzes aus Regionen, in denen Wasserknappheit und Beeinträchtigungen der Biodiversität hohe Risiken darstellen1. Der Transportsektor sieht sich ebenfalls mit Auswirkungen auf die Biodiversität konfrontiert, zudem belastet der hohe Ausstoß von Treibhausgasen- und anderen Schadstoffemissionen die Nachhaltigkeitsbilanz. Der Kohlenstoffausstoß durch weltweite Transportaktivitäten ist seit 1970 um 250 Prozent angestiegen und trägt mittlerweile 23 Prozent zur globalen CO2-Belastung bei2. Dies zeigt das Potenzial für gezielte Maßnahmen zur Emissionsreduktion und zum Schutz von Flora und Fauna.
Die Lebensmittelindustrie befindet sich ebenfalls in der Gefahrenzone, weil sie entlang ihrer Lieferketten stark von natürlichen Ressourcen in der Landwirtschaft abhängt. Trotz der hohen Gefahr von Lieferausfällen aufgrund von Wasserknappheit haben nur 20 Prozent der Lebensmittelhersteller des MSCI All Country World Index damit begonnen, sich dieser Gefahr in ihren landwirtschaftlichen Lieferketten zu widmen3. Zudem leiden Flora und Fauna nicht selten unter dem übermäßigen Einsatz von Pestiziden, die die Fruchtbarkeit mindern und die Anfälligkeit für Schäden aufgrund von Wetterereignissen erhöhen und damit zu Ernteausfällen bei den Lieferanten der Lebensmittelkonzerne führen können.
Drei Stufen der Eskalation
Messen und Managen
Allerdings ist es nicht einfach, gegenwarts- und zukunftsorientiertes Risikomanagement in Einklang zu bringen. Wenn sich Unternehmen auf kurzfristige Zielvorgaben konzentrieren, geraten zukünftige und nichtfinanzielle Risiken leicht ins Hintertreffen, da diese nicht einfach zu messen und zu quantifizieren sind. Unternehmen müssen sich jedoch in Zukunft darauf einstellen, dass sie ihre Gefährdung durch Naturkapitalrisiken zunehmend gegenüber Aufsichtsbehörden oder Investoren offenlegen müssen.
„Unternehmen müssen ihre Abhängigkeit von Naturkapital und dessen Beeinträchtigung durch ihr Geschäft verstehen, quantifizieren und sogar in ihren Finanzkalkulationen berücksichtigen. Nur so werden sie sich als robuste und zukunftssichere Organisationen bewähren“, betont Bonnet.
[1] Branchenbericht von MSCI ESG Research: Nichtedelmetalle, Bergbau und Stahl, März 2017
[2] Branchenbericht von MSCI ESG Research: Straßen- und Schienentransport, Mai 2017
[3] Branchenbericht von MSCI ESG Research: Lebensmittel, Februar 2017
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