- Das ESG-Team von Allianz Global Corporate & Specialty identifiziert die wichtigsten Trends, die Unternehmen im Jahr 2020 zu beobachten haben: Klimawandel, Wassermanagement, Förderung der Artenvielfalt, Vermeidung von Ausbeutung in den Lieferketten und gute Richtlinien der Unternehmensführung.
- Unternehmen können potenziell mit Reputationsschäden, Haftungsforderungen oder rechtlichen Verpflichtungen konfrontiert werden, wenn sie nicht angemessen mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen (ESG) umgehen.
- Ein effektives Management von diesen Nachhaltigkeitsthemen wird zunehmend als Wettbewerbsvorteil angesehen.
1. Berücksichtigung des Klimawandels in der Unternehmensstrategie
Die Bekämpfung des Klimawandels ist die zentrale Herausforderung des kommenden Jahrzehnts. Im Allianz Risikobarometer 2020 rangiert das daraus resultierende Risiko für Unternehmen auf Platz 7 – die bisher höchste Position. Der Klimawandel wirkt sich bereits heute in vielerlei Hinsicht auf die Unternehmen aus, etwa durch eine Zunahme der Sachschäden durch schwerere Unwetter oder durch potenzielle Auswirkungen auf den Markt und die Regulierung, etwa durch den Ausgleich von Kohlenstoffemissionen. Auch die Gefahr von Rechtsstreitigkeiten nimmt zu. Weltweit gibt es bereits in 30 Ländern Klagen zum Klimawandel, die auf Unternehmen mit CO2-intensiven-Geschäften abzielen. Die meisten Fälle gibt es in den USA.
„Die Unternehmen sind sich bewusst, dass sie mit Verbraucherkritik, Rufschädigung und zunehmenden regulatorischen und rechtlichen Maßnahmen konfrontiert werden können, wenn sie den Klimawandel nicht angemessen in ihrer Geschäftsstrategie, ihren Aktivitäten und ihrem Produktangebot berücksichtigen", sagt Chris Bonnet, Leiter der ESG Business Services bei AGCS. Viele Unternehmen ergreifen jetzt Maßnahmen, indem sie sich zur Klimaneutralität verpflichten und sich internationalen Dekarbonisierungsinitiativen anschließen. Die Allianz schätzt, dass die Reaktion auf die Herausforderungen des Klimawandels Unternehmen weltweit in den nächsten zehn Jahren 2,5 Milliarden Dollar kosten könnte. Sie kann aber auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, wie etwa Methoden zur Erzeugung erneuerbarer Energien, Kohlenstoffdioxid-Speicherung und -Entfernung oder die Herstellung von Batterien.
2. Zugang zu Wasser sicherstellen
Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich auf 9,7 Milliarden Menschen anwachsen –während die globale Wassernachfrage voraussichtlich um 20 bis 30 % steigen wird, hauptsächlich aufgrund der Nachfrage im industriellen und häuslichen Bereich. Gegenwärtig leben über zwei Milliarden Menschen in Gebieten mit hohem Wassermangel, und fast die Hälfte der Weltbevölkerung – etwa vier Milliarden Menschen – ist mindestens während eines Monats im Jahr von starker Wasserknappheit betroffen. „Wasser ist ein großes Thema für Menschen und Unternehmen gleichermaßen“, sagt Bonnet. „Dabei geht es nicht nur um die Menge, sondern auch um Reinheit, Knappheit in einem sich erwärmenden Klima, seine übermäßige Nutzung und ein verbessertes Wassermanagement."
Die Agrarindustrie und Landwirtschaft, Wärmekraftwerke, Textil- und Bekleidungshersteller, Fleischverarbeiter, Getränkehersteller, der Bergbau und Automobilhersteller gehören zu den Branchen, die stets sehr viel Wasser benötigen. Doch der Umgang gerade dieser Branchen mit der knappen Ressource wird immer stärker unter die Lupe genommen. Von den Unternehmen wird heute mehr denn je erwartet, dass sie Wasserressourcen schützen, die Verschmutzung verhindern und ihren Verbrauch durch moderne Wassermanagement-praktiken reduzieren. Die wachsende Bevölkerung und der Klimawandel mit mehr Unwetterereignissen und längeren Dürreperioden sollten Regierungen, die Gesellschaft und Unternehmen zur stärkeren Zusammenarbeit bewegen. „Unternehmen haben einzigartige Möglichkeiten und Instrumente und können so eine wichtige Rolle bei der Analyse und praktischen Bewältigung von Wasserproblemen spielen. Zudem müssen die Unternehmen auch ihre eigene Abhängigkeit von der lokalen Wasserversorgung und einen potenziellem Wassermangel im Rahmen ihrer Business-Continuity-Planung bewerten“, sagt Bonnet.
3. Biodiversität und endliche Ressourcen schützen
Ozeane voller Plastikmüll, das Aussterben von Tierarten und eine starke Landverödung durch Stürme, Dürre oder die zunehmende Industrialisierung – wie es sich zum Beispiel beim Abholzen des Amazonas-Regenwaldes zeigt – sind nur einige der offensichtlichsten Beispiele für Umweltzerstörung auf unserem Planeten. Nachhaltiges Handeln und schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen kann den Verlust an Artenvielfalt verlangsamen.
Als Reaktion darauf verfolgt eine wachsende Zahl von Unternehmen eine sogenannte "Kreislaufwirtschaft-Strategie", die darauf abzielt, dass Produkte nach ihrem Gebrauch nicht mehr entsorgt werden. Stattdessen werden sie als Sekundärrohstoffe – das können Speisereste ebenso sein wie Baustoffe und Altreifen – wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Viele Konsumgüterunternehmen führen Rücknahme- und Recycling-programme ein oder bereiten gebrauchte Materialien für eine Verwendung über ihre eigenen Produkte hinaus auf.
„Unternehmen, die bei Produkten auf Nachhaltigkeit setzen, Forschungs- und Entwicklungsressourcen für Recyclingprogramme aufwenden oder Abfall beseitigen, werden sowohl von den Ressourcen selbst als auch durch eine bessere Reputation profitieren", sagt Bonnet.
4. Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten verhindern
Menschliche Ausbeutung kann in der Geschäftswelt viele Formen annehmen – Zwangsarbeit, Kinderarbeit oder unzureichende Arbeitsbedingungen – und sie kann in den heutigen globalen Lieferketten oft nur schwer erkannt werden. Weltweit sind schätzungsweise etwa 40 Millionen Menschen modernen Formen der Sklaverei unterworfen – auch in westlichen Industrieländern. Industrien wie Textil, Nahrungsmittel und Landwirtschaft, Elektronik, Sport, Bauwesen oder Gastgewerbe sind hierbei besonders stark betroffen.
Eine stärkere Einhaltung der Menschenrechte und die Verantwortung der Unternehmens-führung für die Transparenz der Lieferketten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die es versäumen, gegen menschliche Ausbeutung in ihren Lieferketten vorzugehen, könnten mit Klagen von Aktionären, mehr Haftungsforderungen an das Management und Reputationsrisiken konfrontiert werden.
„Die Unternehmen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie für die Kontrolle ihrer Lieferketten verantwortlich sind“, sagt Bonnet. Unternehmen sollten Geschäftspartner und Lieferanten vertraglich zu fairen Löhnen und Arbeitszeiten und zu einer menschenwürdigen Behandlung verpflichten. Ein System gegenseitiger Kontrollen sichert die Einhaltung der vereinbarten Standards.
5. Große Sorgfalt bei Compliance und Unternehmensführung erforderlich
Unternehmen und ihre Führungskräfte stehen unter zunehmendem Druck, eine solide Corporate Governance im Unternehmen aufrechtzuerhalten, da immer mehr Investoren bei der Bewertung eines Unternehmens die ESG-Standards beachten. Vergehen wie Bestechung oder Korruption, unangemessener Umgang mit Datenschutz, finanzielles Fehlverhalten und Geldwäsche haben in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt.
„Ein Unternehmen wird erheblich besser bewertet, wenn es seine Mitarbeiter korrekt behandelt, ethisch einwandfrei arbeitet, sich an die Vorschriften hält, Reputationsrisiken vermeidet und den Großteil seiner Einnahmen aus nachhaltigen Aktivitäten erzielt“, sagt Bonnet.
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Über die Allianz Global Corporate & Specialty
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